Tingtingk

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Rupp / Müller / Fischerlehner
Tingtingk

1  Melum  9:36
2  Ruru  9:51
3  Meknais  7:03
4  Bikbus  7:24
5  Tingtingk  15:35
All music by Olaf Rupp, Matthias Müller and Rudi Fischerlehner. Recorded on July 5th, 2011 by Matthias Wyder. Mixed by Rudi Fischerlehner and Olaf Rupp. Mastered by Martin Schmidt, Spielraum Studio Heiligenwald. Cover photos by Rudi Fischerlehner.
Gligg Records, gligg 017


Reviews:
…trombonist Matthias Müller, featured on Tingtingk was born in Zeven, lives in Berlin, and besides working with guitarist Olaf Rupp and drummer Rudi Fischerlehner on this CD, frequently partners other advanced musicians in the German capital such as saxophonist Frank Paul Schubert and bassist Clayton Thomas. His balanced yet raucous style takes advantage of the horn’s slippery vocalism. […]
One of the reasons for Müller’s freedom of expression on the five tracks which make up the CD is the sympathetic interaction among the trio members. Austrian-born Fischerlehner, who is now also Berlin-based and, who also creates soundtracks for video and installations, avoids excessive percussiveness to concentrate on the tinctures available from lightly applied cymbal quivers or chromatically oriented pops or paradiddles. Switching between acoustic and electric guitars, Rupp, another Berliner who has worked with the likes of bassist Joe Williamson and drummer Tony Buck, takes advantage of the characteristic attributes of each six-string. Commonly strumming southwards, with pinches and snaps, elsewhere he uses slurred fingering and oscillated friction to stimulate more free-form improv. An instance of this occurs on “Meknais” as the guitarist contrapuntally slides staccato pulses alongside the drummer’s super-speedy rolls and rim shots as Müller’s supple tongue-fluttering displays continuous forward motion. As the trombonist mutters and growls, his work is underlined with guitar string strums and plinks.
Throughout, the three often operate in triple counterpoint with timbres continuously bleeding together. While Fischerlehner splatters rhythms from low-pitched percussion or vibrates sympathetic beats, Rupp’s guitar reverb or quivering strings makes common cause with Müller’s trombone tonguing that encompasses craggy slurs from within the body tube and brassy upturns. The heartbeat-synched improvisations reach an apogee on the longest and title track. Müller’s accented air wafts in such a fashion as to meet up with the drummer’s balanced beats, while Rupp’s leisurely sustained drones and friction-laden strums combine with the trombonist’s snarls and barks. The performance’s final variations downshift to a leisurely tempo with the guitarist rubbing unique textures from his strings, the drummer rolling, popping and rebounding, while the trombonist’s extended slurs define the narrative.
As leisurely and relaxed as the Berlin-based trio sometimes sounds on its CD, the overall texture is that of jagged liveliness. […]
Both of these trios provide virtuosic instances of insightful improvised music, with the Berliners having a slight edge because of their brighter execution. […]
(Ken Waxman in Jazzword, July 1, 2012)
…Das MÜLLER/FISCHERLEHNER-Trio evoziert mit Titeln wie ‘Melum’, ‘Ruru’ oder ‘Meknais’ Klangräume, bei denen mir die informellen Klanglandschaften eines Emil Schumacher in den Sinn kommen. Anders als beim Trommelfeuer und der stakkatohaften Motorik von Off Road Core gibt es hier ein urtümliches Wuchern, etwas Naturgewaltiges mit langem Atem, gedämpfte und träumerische Szenerien. Die Posaune grollt, schnaubt und schlürft wie ein Urwelttier, Fischerlehner schabt und dröhnt wie Burkhard Beins. Und Rupp ist zuerst ein ganz Anderer. Arpeggiosalven und seine typischen Triller gibt es erst ‘Meknais’. Aber ‘Bikbus’ ist schon wieder stöchernd, ruckartig, flackernd, rappelig, scheppernd, mit einer hartnäckig bohrenden Posaune. Das Titelstück ‘Tingtingk’…, ha!, das wurde als EP extra für die BA-Abonnenten ausgekoppelt.
(Rigobert Dittman in Bad Alchemy 72, 2012)
A stimulating platter of free improvisation between Olaf Rupp (electric guitar), Matthias Müller (trombone) and Rudi Fischerlehner, whose drumming reminds me of the great Roger Turner. Improvisation made with small multiple gestures, a pointillistic approach that can produced passionate drives, all served in mid-size durations (7 to 15 minutes) that let your attention refocus regularly. Recommended.
(Francois Couture in Monsieur Delire, February 29, 2012)
Musik, die sich wirklich jeglicher Begrifflichkeit entzieht und sich auch in keine Schublade hineinstecken lässt, eine, die Chaos und Ordnung gleichermaßen ist und beides zusammengeführt zur ganz großen Kunst erhebt, genau für eine solche steht das Album “Tingtingk” (gligg records) des deutsch-österreichischen Trios Rupp/Müller/Fischerlehner. Was hier zelebriert wird, ist das freie Spiel in seiner reinsten und vom Geiste des Experiments beseelten Form, eine nicht und nicht unter Kontrolle zu bringende musikalische Kettenreaktion. Das Dreiergespann entwirft mit seinem analogen Instrumentarium einen höchst eigenwilligen Sound, wie er eigentlich auch aus einem Laptop stammen könnte und gefällt damit im hohen Maße. Es hat seinen undefinierbaren Reiz dieser musikalischen Eigenwilligkeit zu lauschen. […]
Hört man sich einmal durch die insgesamt fünf Stücke der CD durch, so fragt man sich im ersten Moment an schon, was das denn sein soll. Denn so richtig lässt sich das Ganze nicht einordnen. Gibt man der Musik des Trios aber die Zeit, sich zu setzen, erwächst es letztlich dann doch zu einem richtigen Hörerlebnis. Zugegeben, zu einem der etwas anderen Art, aber doch überaus unterhaltsamen. Fast schon genüsslich und mit hörbarem Humor räumen Olaf Rupp (Elektrische Gitarre), Matthias Müller (Posaune) und Rudi Fischerlehner (Schlagzeug) mit so ziemlich allen musikalischen, wie stilistischen Definitionsmustern richtig auf. Es werden Wege beschritten, die wirklich überall hinführen, nur nicht in das Gewöhnliche. Die Art wie das von allen Scheuklappen befreit agierende Dreiergespann mit den Begriffen Free Impro, Jazz, Elektronik und Rock zu jonglieren weiß, wie es all die unterschiedlichen und vermeintlich entgegengesetzten Spielformen alleine mit ihrem analogen Instrumentarium für ihre eigenen Klangvorstellungen umzumodeln versteht und in einem an Nuancen ungemein reichen Gesamtsound aufgehen lässt, offenbart sich die höchste Kunst des freien Spiels.
Bewusst versuchen Rupp, Müller und Fischerlehner Fährten zu legen, um im nächsten Moment mit spontanen und überraschenden Wendungen zu verblüffen. Das Schöne an den Stücken des deutsch-österreichischen Dreiers ist, dass sie ihre Geheimnisse niemals schon mit dem ersten Ton preisgeben, sondern vielmehr diese sich erst nach und nach offenbaren. Die Musik rumpelt ordentlich vor sich hin, wirkt aber gerade aus diesem Grund ab einem bestimmten Zeitpunkt regelrecht hypnotisch und auch anziehend. Irgendwie fühlt man sich gezwungen, trotz aller Komplexität, sich der Herausforderung zu stellen, die CD vom Anfang bis zum Ende durchzuhören. Eine Reaktion, die sich mit Sicherheit nicht bei vielen Veröffentlichungen zeigt.
(mt, musicaustria.at, 29.02.2012)
Der großartige James Murphy hat mit seinem noch großartigeren LCD Soundsystem voriges Jahr eine CD namens »London Sessions« herausgebracht. Darauf finden sich Murphys Lieblingsstücke, nur mit echten Musikern und echten Instrumenten auf ganz echt eingespielt. Das klingt … entzückend analog, selbst dann, wenn es holpert. Und irgendwie machen Gitarrist Olaf Rupp, Posaunist Matthias Müller und Schlagwerker Rudi Fischerlehner auf »Tingtingk« etwas ganz ähnliches. Sie spielen eine Musik, die man sonst nur direkt aus diversen Laptops kennt (frei improvisierte, abstrakte Soundscapes, atmosphärisch, schwebend, hypnotisch, blablabla), analog ein. Und wie beim LCD Soundsystem klingt das Resultat tatsächlich um eine Spur sympathischer als bei den elektronischen Fachleuten. Dennoch fragt man sich, was das denn soll. Und fühlt sich an das legendäre »Psycho«-Remake von Gus van Sant erinnert. Trotzdem, der Unterschied macht es aus. Diese »analoge Granularsynthese« (© Olaf Rupp) anhand der Originalinstrumente zu hören, hat einen eigenwilligen und vor allem eigenständigen Reiz. Das Ohr ist dankbar, verzeiht die Abstraktion viel eher, weil es sich festhalten kann an der Konkretheit des Instrumentalen. Alleine darum ist »Tingtingk« ein Hineinhören wert.
(Curt Cuisine in Skug #90, 02/2012)
There’s a sense of barbed menace in the six tracks of this superb CD. Rupp – whose temperament on electric guitar is twice as mordacious than his acoustic counterpart – throws up astringent jangles and straightforward messages bathed in vitriolic liquids, blistering resonances emerging from umbrageous spurts. Müller removes the expected stumbling blocks that may be hypothesized when an instrument like the trombone – not a model of malleability to start with – becomes the pliable means for a quixotic battle against the rot-smelling supercharged intellectualism that even respectable improvisers expose in some of their trades. The lone member never met before by yours truly – drummer Fischerlehner – is a welcome surprise, a new participant in the festival of accent-displacing propellers who treat toms, cymbals and snares as pretexts for spirited discussions, if not out-and-out scraps. Jointly speaking, the music resulting from these ignitable exchanges sounds consistent, often galvanic, ultimately unpredictable. The way in which the instrumental colourations combine, in union with the noticeable affinity between the musicians, makes for a clutch of bubbling improvisations that manage to preserve sharpness during the most boisterous fragments.
(Massimo Ricci in Touching Extremes, February 14, 2012)
Von very weird Ambient bis zu unbändigem Noise Jazz samt Free Rock-Finten. Die Improvisationen dieses frischen Trios geben alles. Und das ist oft genug erlösend wenig. Herausragende Technik zeigt sich zwangsweise. Im Vordergrund steht aber allein autarker Klang. Ziselierte Düsternis ohne Eitelkeiten und Klischees. Die Instrumente werden so eingesetzt, dass ihre herkömmlichen Funktionen leicht in Vergessenheit geraten. Im Bann des Ausdrucks schöpft man aus dem Vollen. Olaf Rupp, der sich schon mit John Zorn, Lol Coxhill und Tony Buck die Bühne teilte, webt elektrische Cluster, ballert Töne ins wabernde Weiß, formuliert Fragen an das Flagollet. Kleine Apokalypsen aus der Hüfte. Matthias Müller erweckt seine Posaune zum Leben. Frankenstein Hilfsausdruck. Es wird gemault und geschrien, gestoßen, getragen, geklappert und geschwiegen. Auch Drummer Rudi Fischerlehner (Erste Stufe Haifisch, Pinx, Blisk etc.) spielt sich frei. Seine Schlagwerk-Experimente verleihen dem tonalen Polylog eine chaotische Struktur: vibrierende Rippen für das fiebrige Fleisch. Sogwirkung.
(Stefan Roiss in Freistil, February 2012)
Rupp, nach wie vor einer der gegenwärtig originellsten, eigenständigsten und besten freien Gitarristen des Planeten – bleiben wir bescheiden – hier mit den nicht minder freigeistigen Posaunisten Matthias Müller und dem Schlagzeuger Rudi Fischerlehner in einem atemberaubenden 5-Pack, das fordert, schafft, kämpft und belohnt. Man spannt den Bogen ganz hart an, doch nach dem Schuss findet man die Erschlaffung lustig und vielversprechend, so macht man neue Geflechte und Spannungen daraus. Spannung, Dynamik, Punktierung, Augenblicksversprechen und grundgütige bedrohliche Entä¤uschung sind mögliche Parameter, unter denen sich diese Geflechte bilden und wieder auflösen. Verfolge den Prozess.
(HONKER in www.terz.org/texte/texte_1302/honker.html)